2023 im Rückblick: Ein Jahr der wirtschaftlichen Achterbahnfahrt

Erfolge und Herausforderungen der Märkte. Expertenanalyse zu Inflation, Zinsen und Wachstumstrends. Entdecke wertvolle Einsichten für 2024!

Finanzen
Wirtschaft
Anlagethemen

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu, und es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Es war ein Jahr der Bewährung für die Märkte, das zwar von Erfolg gekennzeichnet war, jedoch auch von Hindernissen und Wendungen begleitet wurde. Daria Diachenko, CFA, bei Serafin Asset Management zuständig für Investment Strategie und Portfolio Erstellung blickt auf das bewegte und spannende Jahr 2023 zurück und gibt wichtige Einschätzungen für die Zukunft ab.

Inflation, Zinsen und Wirtschaftswachstum: Ein Dreiklang der Unsicherheit

Die volatilen Marktbedingungen des Börsenjahres 2022 wirkten sich auch auf 2023 aus. Das Jahr begann mit großer Unsicherheit. Dafür waren mehrere Faktoren ursächlich: anhaltende Inflation, aggressive Zinspolitik durch die Zentralbanken, geopolitische Spannungen sowie zunehmende Rezessionsängste, sowohl in den USA als auch in Europa. Entgegen den negativen Aussichten durch diese Umstände, starteten die Finanzmärkte aber überraschend positiv.

Zu Jahresbeginn lagen sowohl in Deutschland als auch in den USA die Inflationszahlen mit 8,70% bzw. 6,40% sehr nah an den Spitzenwerten aus dem vergangenen Jahr. Die damit einhergehende Kaufkraftminderung und das Risiko der Zinserhöhungen stellten eine Bedrohung für die Wirtschaft und die Aktienmärkte dar. Glücklicherweise nahm die Inflation auf beiden Märkten im Jahresverlauf ab. Das kann man als Ergebnis straffer Geldpolitik werten, angeführt von den Zentralbanken weltweit, insbesondere der US-Notenbank (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB), sowie einer Stabilisierung der Preise wirtschaftlicher Schlüsselkomponenten wie Energie und Rohstoffe. Die Kombination aus geldpolitischen Maßnahmen, staatlichen Entlastungen und einer Normalisierung der Lieferketten konnte so zur Dämpfung der Inflation beitragen.

Angesichts der hohen Inflationszahlen waren Zinserhöhungen die logische Konsequenz. Viele Zentralbanken, so auch Fed und EZB, verlängerten den Zinserhöhungszyklus, um die anhaltende Inflation zu bekämpfen und die Wirtschaft zu stabilisieren. Im Euroraum erreichten die Leitzinsen bis Mitte Dezember ein Niveau von rund 4,50%, in den USA stiegen die Zinsen sogar auf 5,50 %. Diese Zinserhöhungen sorgten für höhere Attraktivität von Anleihen, da die Renditen vielversprechender aussahen. Zugleich führten sie jedoch zu höheren Finanzierungskosten. Aktuelle Spekulationen über mögliche Zinssenkungen im nächsten Jahr, ausgelöst durch Rückgang der Inflation und einer abkühlenden US-Konjunktur, lassen darauf schließen, dass das Ende des Zinserhöhungszyklus möglicherweise erreicht ist.

Globalwirtschaft 2023: Zwischen Inflationssorgen und geopolitischen Krisen

Inflation, Zinserhöhungen sowie geopolitische Spannungen, wie der Ukraine-Krieg und die Eskalation im Nahen Osten, prägten die globale Wirtschaft im Jahr 2023. Die US-Wirtschaft zeigte sich dabei überraschend robust, während die deutsche Wirtschaft mit Stagnation und Schwäche kämpfte. Nach einer leichten Rezession im Winter 2022/23 stagnierte deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr, im dritten Quartal lag die Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes bei 0,40%. Stabilisierend wirkte dabei der private Konsum, während ein schwaches außenwirtschaftliches Umfeld Produktion und Export bremste, besonders in deutschen Schlüsselsektoren wie der Autoindustrie und dem Baugewerbe. Das Wachstum innerhalb der Eurozone ist im dritten Quartal ebenfalls mit 0,10 % leicht rückläufig, der US-Markt hingegen weist ein Wachstum von 3,00 % aus.

Trotz Herausforderungen ein Jahr beachtlicher Renditen

Die Aktienmärkte erlebten insgesamt ein erfolgreiches Jahr mit beachtlichen Renditen. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen in Deutschland verzeichneten die deutschen Aktienmärkte Gewinne. Mögliche Gründe dafür sind günstige Bewertungen deutscher Unternehmen im Vergleich zu US-Werten, was sie in einem volatilen Markt für Investoren attraktiv machte.

Beim Blick auf Schwellenländer ergibt sich ein anderes Bild. Während China trotz Lockerungen seiner Null-Covid-Politik und Wirtschaftsstützungsmaßnahmen hinter den Wachstumserwartungen zurückblieb, zeigte Indien mit einem annualisierten BIP-Wachstum von 6,30% (Quelle: IMF) eine starke Performance und setzte sich damit an die Spitze des BIP-Weltrankings. Auch wenn Schwellenländer insgesamt im Jahr 2023 hinsichtlich der Renditen hinter den entwickelten Ländern blieben, sollten sie weiterhin in jedem gut diversifizierten Portfolio aufgrund des höheren Wachstumspotenzials enthalten sein. Für das nächste Jahr wird eine Wachstumsrate für Schwellenländer von 4,00% erwartet, Indien sollte mit einer geschätzten Wachstumsrate von 6,00% weiterhin führend sein. (Mehr zu dem Diversifikationspotenzial der Schwellenländer findest du hier).

Bemerkenswerte Entwicklungen gab es ebenfalls in Japan, das oft als reife Volkswirtschaft mit geringen Wachstumsraten betrachtet wird. Japanische Aktien profitierten von der Kombination aus stabiler inländischer Wirtschaft, wettbewerbsfähigen Exporten und einem attraktiven Bewertungsniveau. Dadurch konnten internationale Investoren angezogen werden und so konnte Japan den Weg in mehr Portfolios finden. Der Nikkei 225 Index stieg in lokaler Währung um nahezu 30%, wobei die Rendite in Euro aufgrund des schwächeren Yen halbiert wurde.

Wertentwicklung ausgewählter Länderleitindizes und des globalen Indizes in Euro im laufenden Jahr (bis 15. Dezember 2023)

Im Jahr 2023 entwickelten sich Small-Cap-Aktien zwar positiv, jedoch nicht so stark wie der Gesamtmarkt. Diese relativ geringe Wertsteigerung war angesichts der steigenden Zinsen und der allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen zu erwarten. Aufgrund ihrer tiefen Bewertungen und in Erwartung möglicher Zinssenkungen im nächsten Jahr stellen die Aktien kleinerer Unternehmen dennoch eine interessante Option für ein diversifiziertes Portfolio dar.

KI weiter auf dem Vormarsch

Ein weiterer Faktor mit weitereichenden Auswirkungen auf die Wirtschaft ist der technologische Fortschritt, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung. Die Einführung von ChatGPT Ende November 2022 markiert einen Wendepunkt, der KI, Robotik und Automatisierung verstärkt in den Vordergrund rückt. Unternehmen aus verschiedenen Sektoren integrierten aktiv diese Technologien, massive Investitionen sorgen für Aufwind.

Durch thematische Investitionen können Anleger:innen von diesen Entwicklungen profitieren. Getrieben durch ein wachsendes Interesse an E-Mobilität und steigende Investitionen in nachhaltigere Transportmittel und Fortbewegung, konnte gerade im Bereich der Mobilität im Jahr 2023 eine beeindruckende Wertentwicklung von +43,31 % verzeichnet werden. Als weiteres herausragendes Trendthema zeigt sich Robotik & KI, bei dem eine Wertsteigerung von +32,20 % erzielt wurde. Auch in den kommenden Jahren werden diese Themen weiterhin von zentraler Bedeutung sein, angetrieben u.a. durch fortlaufende Innovationen und die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und technologischem Fortschritt.

Wo stehen Anleihen und Rohstoffe?

Nach den markanten Einbrüchen im Jahr 2022 zeigten die Anleihemärkte im Jahr 2023 eine Tendenz zu positiver Kursentwicklung, waren jedoch von unerwarteten Wendungen geprägt. Dies zeigte sich insbesondere bei der Performance der international richtungsweisenden 10-jährigen US-Staatsanleihen. Deren Volatilität spiegelte sich in den schwankenden Zinserwartungen wider, die das Marktgeschehen entscheidend beeinflussten.

Bei der Wertentwicklung von Anleihen gab es deutliche Unterschiede zwischen den Segmenten (siehe Grafik). Staatsanleihen erlebten aufgrund der anhaltenden geldpolitischen Unsicherheiten ein wechselhaftes Jahr. Unternehmensanleihen hingegen zeigten sich durch das allgemeine wirtschaftliche Umfeld und die Bonität der emittierenden Unternehmen etwas widerstandsfähiger. Hochzinsanleihen, die höhere Renditen bei höherem Risiko bieten, erlebten ebenfalls ein dynamisches Jahr. Die vergleichsweise bessere Leistung von Anleihen des Euroraums spiegelt die schwächere Konjunktur in dieser Region und die Erwartung schnellerer Zinssenkungen durch die EZB wider. Insgesamt konnte trotz einiger Schwankungen mit Anleihen eine positive Rendite erwirtschaftet werden.

Die erwarteten Zinsrückgänge als auch die rückläufige Inflation dürften die Anleihenmärkte auch im Jahr 2024 weiterhin unterstützen.

Wertentwicklung unterschiedlicher Anleihen in USA und Eurozone

Rohstoffe erlebten ein schwieriges Jahr und werden das Jahr voraussichtlich mit einem leichten Verlust abschließen. Dennoch bleibt eine diversifizierte Rohstoffanlage nach wie vor ein wichtiger Bestandteil eines ausgewogenen Portfolios. Dies basiert vor allem auf strukturellen Trends, die durch wirtschaftspolitische Maßnahmen und staatliche Investitionen vorangetrieben werden. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Bereiche der erneuerbaren Energien und Elektromobilität, welche die Nachfrage und Dynamik auf den Rohstoffmärkten maßgeblich beeinflussen.

Was können wir aus 2023 für 2024 lernen?

Anleger:innen können einige wichtige Lektionen aus 2023 lernen. Eine zentrale Einsicht ist, dass Aktienmarkttrends nicht immer mit der makroökonomischen Leistung übereinstimmen. Es ist daher entscheidend, den Blick über die aktuelle Wirtschaftslage hinaus zu erweitern und dabei Faktoren wie Geldpolitik, weltweite Entwicklungen und Marktstimmungen zu beachten. Das Jahr 2024 verspricht in dieser Hinsicht ähnlich herausfordernd zu werden. Es ist zu erwarten, dass globale Zentralbanken mit Zinssenkungen beginnen, was positiv auf die Marktstimmung wirken dürfte. Gleichzeitig stellen sich die Märkte auf eine Abkühlung der globalen Wirtschaft ein.

Kapitalmärkte sind oft von unerwarteten Ereignissen geprägt, die kurzfristige Schwankungen mit sich bringen können. Unsicherheitsfaktoren sind für das kommende Jahr vor allem in Bezug auf das Wachstum der chinesischen Wirtschaft und eine mögliche stärkere Abkühlung der US-Wirtschaft zu beachten. Durch breite Streuung innerhalb des Portfolios kann man an globalem Wachstum teilhaben, während Anleihen weiter zur zusätzlichen Stabilisierung des Portfolios beitragen. Langfristige Trends, wie technologische und demografische Entwicklungen, bieten trotz kurzfristiger Volatilität langfristige Anlagemöglichkeiten. Anleger:innen, die diese Prinzipien berücksichtigen, sollten auch unabhängig von zu erwartenden Überraschungen für das Jahr 2024 gut aufgestellt sein.

Hinweis:
Es handelt sich hierbei um eine Marketingmitteilung. Die enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Investieren birgt Kapitalrisiken. Der Wert einer Anlage kann steigen oder fallen. Sofern Renditen nicht in Euro angegeben sind, können sie aufgrund von Währungsschwankungen fallen oder steigen. Historische Renditen und Prognosen sind keine Garantie für zukünftige Wertentwicklungen.

Die in dieser Mitteilung enthaltenen Meinungen beziehen sich auf den Erstellungszeitpunkt und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die tatsächlichen Entwicklungen und Ergebnisse können von den Erwartungen und Prognosen abweichen. Die Informationen stammen aus als zuverlässig geltenden Quellen. Die Zuverlässigkeit dieser Informationen wurde zwar mit der gebotenen Sorgfalt geprüft, Serafin Asset Management GmbH übernimmt jedoch keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Informationen. Bitte beachte unsere Risikohinweise.

OPTIONEN

https://srfn-copy.webflow.io/post/2023-im-ruckblick-ein-jahr-der-wirtschaftlichen-achterbahnfahrt

Artikel teilen
Ähnliche Artikel
ÜBER DEN AUTOR
Daria Diachenko, CFA
Daria Diachenko, CFA
Daria verantwortet als Head of Investment Strategy & Portfolio Construction das Investment Team bei Serafin Asset Management. Sie schreibt und analysiert im Journal für SRFN Beiträge rund um Finanzen.
Daria Diachenko, CFA
Sie benötigen Hilfe?
IHR ANSPRECHPARTNER
“Unser Team aus Kundenberatern hilft Ihnen gerne bei allen Anliegen, rund um unsere Lösungen und Fragen zur Vermögensverwaltung von Serafin Wealth”
Alexander Müller
Client Service Manager