Dividenden: Ein doppelschneidiges Schwert

Meta führt als erster Internetriese Dividenden ein und sorgt für Aufsehen bei Anlegern, stellt sie damit aber auch vor ein oft übersehenes Dilemma.

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Während die Gewinnsaison für das Schlussquartal 2023 voranschreitet, sind es nicht nur die Gewinnzahlen, die für Aufsehen sorgen. Inmitten der makroökonomischen Schlagzeilen und des anhaltenden KI-Rummels hat Meta (früher Facebook) überraschend seine allererste Dividendenausschüttung bekannt gegeben und damit einen wichtigen Meilenstein für internetbasierte Unternehmen gesetzt. Obwohl die als regelmäßige Ausschüttung geplante Dividende bescheiden ausfällt - etwa 0,11 % des Aktienkurses von Meta zum Börsenschluss am 9. Februar - ist diese Ankündigung dennoch beispiellos, da Meta damit der erste Internetriese unter seinesgleichen ist, der einen solchen Schritt unternimmt.

Wie Unternehmen ihre Aktionäre belohnen

Dividenden gehören zu den wenigen Instrumenten, die einem Unternehmen zur Verfügung stehen, um Wert an seine Aktionäre zurückzugeben. Weitere sind Aktienrückkäufe oder die Reinvestition von Gewinnen, um das Wachstum und die künftige Performance der Aktie zu steigern. Während die beiden letztgenannten Optionen ein höheres Maß an Ungewissheit mit sich bringen, sind Dividenden die unmittelbarste und greifbarste Methode, um Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen, da sie meist direkt auf das Bankkonto der Aktionäre eingezahlt werden. Die gebräuchlichste und als „normale Dividende“ bezeichnete Form ist die Bardividende, die in regelmäßigen Abständen (jährlich, halbjährlich, vierteljährlich) oder einmalig gezahlt werden kann, dann meist im Zusammenhang mit außergewöhnlichen Unternehmensaktivitäten. Diese Einmalausschüttungen werden als "Sonderdividenden" bezeichnet.

Eine Ankündigung regelmäßiger Dividenden sorgt aus zwei Gründen für Aufsehen. Dividenden wird oft als Indikator für die gute finanzielle Gesundheit und Stabilität eines Unternehmens angesehen. Der Markt reagiert in der Regel ungünstig auf Kürzungen oder die Einstellung von Dividendenzahlungen (siehe z. B. Kürzung der Dividende von General Electric nach 119 Jahren). Das deutet darauf hin, dass die Festlegung einer Dividendenpolitik im Allgemeinen das Vertrauen der Unternehmensleitung in die Zukunftsaussichten des Unternehmens und seine Fähigkeit widerspiegelt, künftige Dividendenausschüttungen aufrechtzuerhalten oder sogar zu erhöhen. Es ist jedoch zu beachten, dass Dividendenausschüttungen die für die Finanzierung des gegenwärtigen und zukünftigen Wachstums zur Verfügung stehenden Erträge verringern. Daher können umfangreiche Dividendenausschüttungen auch auf einen Mangel an rentablen Investitionsmöglichkeiten hindeuten, was wiederum bedeutet, dass die Rückführung von aktuellem Kapital an die Aktionäre vorteilhafter ist als eine Reinvestition in das Unternehmen.

Beispiel: General Electric

Am Morgen des 30. Oktober 2018 kündigte General Electric an, dass es seine vierteljährliche Dividende zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres kürzen würde, da das Unternehmen eine radikale Umstrukturierung seiner angeschlagenen Sparte für Energieanlagen durchführte. Die Dividende wurde um mehr als 90 % von 12 USD-Cents auf 1 USD-Cent gekürzt, was zu einem Kursrückgang der Aktie von ~9 % gegenüber dem vorherigen Schlusskurs führte.

Abgesehen von geschäftsstrategischen Überlegungen müssen sich Anleger über dieses Dilemma im Klaren sein: Dividendenzahlungen bringen zwar unmittelbare, greifbare Vorteile mit sich, sind aber auch mit gewissen Nachteilen verbunden, die nicht direkt offensichtlich sind.

  1. Auswirkungen auf die Bewertung und den Aktienkurs: Dividenden, die aus Unternehmensgewinnen ausgeschüttet werden, verringern das Gesamtvermögen und den Wert des Unternehmens bei der Ausschüttung. Folglich sinkt der Aktienkurs eines Unternehmens in der Regel um den Dividendenbetrag, wenn es "ex-Dividende" gehandelt wird, wodurch Arbitragemöglichkeiten, die sich aus dem Kauf der Aktie vor der Dividende und dem Verkauf unmittelbar danach ergeben könnten, effektiv neutralisiert werden.
  2. Wirkung des Zinseszinses: Der Zinseszinseffekt ist ein wichtiger Faktor für den Vermögensaufbau. Wenn ein Unternehmen seine Gewinne nicht zur Zahlung einer Dividende verwendet, werden diese Mittel im Rahmen der erwarteten höheren Bewertung des Unternehmens (unter der Annahme einer gewinnbringenden Reinvestition der Gewinne durch das Unternehmen) implizit aufgezinst. Während der Erhalt einer Bardividende den Anleger dazu verleiten könnte, das Geld unmittelbar für Vergnügungen oder aufgrund einer Laune auszugeben, führt der Verzicht auf die Reinvestition dieser Dividende zum Verlust der Aufzinsungsvorteile. Darüber hinaus ist die Reinvestition von Dividenden mit zusätzlichen Handelsaktivitäten verbunden, was zu Ineffizienzen wie Handelskosten und Slippage führen kann.
  3. Steuerliche Auswirkungen: In Deutschland sind die Vorteile der Dividendenbesteuerung begrenzt. So schützt der Sparerpauschbetrag die Dividenden der Anleger nur bis zu einem bestimmten Betrag (1.000 € ab 2023). Über diesen Betrag hinaus müssen reguläre Kapitalertragssteuer gezahlt werden. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie den USA werden in Deutschland sowohl Kapitalerträge als auch Dividenden mit einem gleichwertigen Steuersatz von 25 % (hinzu kommen in der Regel noch Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer) besteuert, sodass sie aus steuerlicher Sicht für Anleger nahezu identisch sind.
  4. Unvorhersehbarkeit der Dividende: Trotz ihrer vermeintlichen Stabilität sind Dividendenzahlungen nicht völlig vorhersehbar. Eine Reihe von systematischen und idiosynkratischen Faktoren kann Unternehmen dazu zwingen, ihre Dividenden zu kürzen oder auszusetzen. In jüngster Zeit war dies bei mehreren Unternehmen zu beobachten, wie z. B. bei General Motors oder Dunkin’ Brands Group (Hersteller der berühmten Donuts),  die während der COVID-19-Pandemie die Dividendenzahlungen aussetzte.

Schlussfolgerung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dividenden zweifelsohne unmittelbare monetäre Vorteile bieten und eine stetige Einkommensquelle darstellen können. Dividendenbasierte Strategien gehören zu den ältesten und bekanntesten Formen von Anlagestrategien. Die Beständigkeit der Unternehmen bei der Zahlung und Erhöhung von Dividenden, insbesondere in bestimmten Branchen wie Versorgungsunternehmen und Energie, ermöglicht eine stetige Cashflow-Rendite. Dies ist besonders vorteilhaft für Anleger, die eine stabile Quelle passiven Einkommens suchen, z. B. für die Ruhestandsplanung. Die Auswirkungen von Dividenden sind jedoch vielschichtig. Letztendlich können Dividenden zwar ein wertvolles Instrument zur Steigerung des Shareholder Value und ein Zeichen für die Gesundheit eines Unternehmens sein, aber ihre Vorteile sind nicht universell. Anleger müssen ihre persönlichen Anlageziele, ihre steuerliche Situation und die spezifischen Umstände des dividendenzahlenden Unternehmens, einschließlich seiner Wachstumsaussichten und finanziellen Gesundheit, berücksichtigen. Für Meta könnte die Entscheidung, Dividendenzahlungen zu initiieren, ein entscheidender Moment sein, der eine neue Wachstumsphase einleitet und möglicherweise eine neue Klasse von Anlegern anzieht, die nach Einkommen und Wachstum suchen.

Funfact: Die Dividende von Meta in Höhe von 50 Cent pro Aktie würde voraussetzen, dass ein Anleger 2.000 Aktien im Wert von rund 940 Tsd.  USD (indikativ 870 Tsd. EUR, Stand: 9. Februar) besitzt, um 1000 USD (indikativ 930 EUR) zu erhalten. Obwohl dies derzeit kaum ausreicht, um dividendenbegeisterte Anleger anzulocken, wurde es vom Gesamtmarkt gut aufgenommen und wird vielleicht den Weg für künftiges Dividendenwachstum ebnen.

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ÜBER DEN AUTOR
Marco Marchioro
Marco Marchioro
Marco Marchioro sorgt als Systematic Equity Specialist durch Integration quantitativer Analysen und traditioneller fundamentaler Erkenntnisse für bessere Anlagestrategien und Asset Allocation-Entscheidungen. Neben seiner täglichen Arbeit liest und schreibt er gerne Artikel zu eben diesen Themen.
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